Karibu! Karibu! ("Du bist willkommen!" in Swahili)
Da die Zeit so schnell vergeht und ich mich inmitten des
Praktikums und damit meines Aufenthalts in Ostafrika befinde, war der richtige
Zeitpunkt gekommen, sich ein paar Tage frei zu nehmen, um meinen Horizont mit
einer Reise zu erweitern. Ich sehnte mich danach, ein Nachbarland Ruandas
kennenzulernen. Weil die Sicherheitslage in der D.R.Kongo sowie Burundi nicht so
stabil ist, kam nur Uganda oder Tansania in Frage. Mit Benjamin - dem
Mitfreiwilligen aus Ngarama - mit dem ich das ganze Abenteuer erleben konnte, entschieden
wir uns schließlich für Uganda.
Unsere Reise begann in Kigali um neun bzw. halb zehn abends,
als wir nach der Kontrolle unserer Rucksäcke in den Bus nach Kampala mit
gemischten Gefühlen einstiegen. Einerseits freuten wir uns unglaublich auf das
neue Land und alles, was uns dort warten würde, andererseits fürchteten wir das
Unbekannte. Ruanda ist nämlich inzwischen unser Zuhause geworden. Wir fühlen
uns hier sicher und alles kommt uns relativ bekannt vor. Noch mehr verunsicherten
uns die Sicherheitshinweise sowie das Gebet vor der Abfahrt. Schließlich ist
alles gut verlaufen. Um Mitternacht der ruandischen Zeit (in Uganda ist die
Zeit eine Stunde voraus) überschritten wir ohne Probleme die Grenze. Wir
mussten sogar für das Visum nichts zahlen, was uns sehr freute.
Der Grenzübergang lief folgendermaßen ab:
Noch in Ruanda musste man an der Grenze aus dem Bus
aussteigen und in einer Schlage warten, um von Ruanda ein Ausreisedokument zu erhalten,
mit dem man dann über Niemandsland zu Fuß nach Uganda gehen konnte. Dort warteten
wir in einer erneuten Schlange, an deren Ende man ein Visum für Uganda bekam.
Nach der Sicherheitskontrolle von der ugandischen Grenzpolizei konnten wir in
Uganda wieder in den Bus einsteigen. Der Bus ordnete sich links im
Straßenverkehr ein (in Uganda ist Linksverkehr) und fuhr weiter.
Um ca. fünf in der Früh erreichten wir Masaka, wo wir beide
ausstiegen. Es war kalt und dunkel. Wir standen müde und desorientiert auf der
Straße mit den Hinweisen im Hinterkopf, dass man nach dem Einbruch der
Dunkelheit die Straßen vermeiden und auf keinen Fall Boda Boda (Mofas) ohne
Lizenz fahren solle. Das konnten wir auch nicht, weil wir noch keine
ugandischen Schillinge besaßen. Wir mussten unbedingt in eine Bank gehen. So
gingen wir in das etwa fünf Kilometer entfernte Stadtzentrum, um Geld abzuheben
und von dort mit einem Matatu (ein kleiner Bus, Sammeltaxi) zum Victoria See zu
fahren. Es war regnerisch, ziemlich kalt, die Straße war kaputt und überall lag
Müll. So unerfreulich war mein erster Eindruck von Uganda.
Später stiegen wir in ein Matatu ein, in dem unglaublich
viele Menschen saßen. Es sah so aus, als ob ein Rekord gebrochen werden wollte,
möglichst viel Menschen in einem kleinen Bus zu transportieren. Der Weg war ein
unvergessliches Erlebnis. Mit einer Frau teilweise auf meinem Schoss sitzend fuhren
wir auf eine unbefestigte Straße entlang. Manchmal sanken wir in eines der
vielen Löcher ein, sodass wir ganz hinten im Bus sitzend bis zur Busdecke hüpften.
Der Weg mit dem Matatu zum Victoria See
Am See wartete auf uns eine Fähre, die uns zu Bugala, der
größten Insel der Ssese-Inseln brachte. Der Minibus fuhr uns danach noch zur
größten Stadt auf der Bugala Insel names Kalangala. Da verbrachten wir zwei
Nächte und genossen die Schönheiten der Stadt, bis wir zu unserer zweiter
Station - Kampala - aufbrachen.
Bugala Insel
Mit der Fähre von der Bugala Insel nach Entebbe und weiter nach Kampala
Kampala ist auf den ersten Blick viel zu chaotisch und
unübersichtlich. Man fühlt sich anfänglich total überfordert und verloren. Mit
der Zeit kann man sich an das Tempo gewöhnen und die Stadt genießen. Ein Highlight
war zweifellos die Gaddafi Moschee, die auf einem der sieben Hügel Kampalas
steht und von ihrem Minarett einen wunderschönen Ausblick bietet. Ich besuchte
auch das ugandische Museum, das das älteste Museum Ostafrikas ist. Das Alter
des Museums hinterlässt leider seine Spuren an der Qualität der Exponate sowie
dem allgemeinen Konzept des Museums.
Eine Straße in Kampala
Unsere dritte Station war Mbale, die den Ausgangspunkt für eine
Tour rund um die Sippi Falls darstellte. Hier erlebten wir nicht nur hautnah drei
Wasserfälle, sondern es wurde uns auch die Herstellung des ugandischen arabica
Kaffees gezeigt - von den Bohnen auf der Plantage bis zur Kostprobe.
Sippi Falls
Nach Mbale fuhren wir nach Jinja, wo wir andere Freiwillige
besuchten. Jinja liegt am Victoria See. Man kann hier ein Fahrrad ausleihen und
z.B. zur Nilquelle fahren. Sehenswert ist auch der Jinja Markt, der sich in
einem mehrstöckigen Haus befindet. Man kann hier wirklich alles finden. Die
Stadt kann sich mancher Gebäude aus der Kolonialzeit rühmen.
Auf dem Jinja Markt
Auf dem Jinja Markt
Auf dem Jinja Markt
Auf dem Jinja Markt
Kasese - im Hintergrund Rwenzori
Die letzte Station war Kasese. In der Nähe befindet sich
auch der Elisabeth Nationalpark, wo wir einen halben Tag verbrachten. Auf dem
Weg zum Park überquert man den Äquator. Am Äquator steht ein Denkmal, an dem
viele Menschen eine Pause machen, um ein Foto zu machen. Von Kasese fuhren wir
über Mbarara zurück in unsere Gaststadt Ngarama.
Im Queen Elizabeth National Park
Am Äquator
Durch diese Reise wurde mir bewusst, dass es ein großer
Fehler ist, den afrikanischen Kontinent als eine Einheit zu sehen. Es gibt hier
so viel Länder mit genauso so vielen Kulturen. In Uganda, das nur unweit von Ruanda
liegt, herrscht eine ganz andere Kultur als in Uganda. Man kann sie vergleichen,
jedoch nicht sagen, dass die eine oder die andere Kultur besser wäre. Beide
haben ihre Vor- und Nachteile.
Liebe Grüße
Marie
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