Einmal Ngarama und zurück
So, nun sind auch schon wieder einige
Wochen ins Land gezogen und ich bin um viele neue Eindrücke reicher
Die Arbeit im Center macht nach wie vor
sehr viel Freude, und anstatt viele Worte zu verlieren, lass ich
lieber mal ein paar Bilder sprechen:
Einmal habe ich auch schon einen Frühdienst mitgemacht. Ich stand um 5.30 auf der Matte und habe miterlebt, wie 40 Kinder nach und nach aus dem Bett kommen, Zähne geputzt bekommen, gewaschen, trocken gerubbelt, mit einer Art Vaseline eingerieben werden, Porridge essen und in die Schule gebracht werden. Dabei sind manche natürlich schon sehr selbstständig, manche brauchen dagegen mehr Unterstützung. Auch der Frühdienst hatte für mich den ein oder anderen Lacher bereitgehalten: So war ich bei einem Kind bisher der festen Überzeugung, dass es ein Mädchen ist, umso überraschter war ich beim Waschen und Abtrocknen, dass es ein Junge ist.
Ich war positiv überrascht, dass trotz
so vieler Kinder alles sehr routiniert ablief und nicht im Chaos
mündete. Da kann ich den Mitarbeitern ein sehr großes Lob
aussprechen, sie zeigen alle viel Einsatz. Es wurden vor kurzem auch
2 neue Mitarbeiterinnen eingestellt, die beide sehr herzlich sind,
viel Erfahrung mitbringen und frischen Wind reinbringen, so hab ich
es schon einige Male miterlebt, dass alle Kinder am Nachmittag
beisammen sitzen, beten und Lieder singen.
Letzten Freitag durfte ich 5 Kinder aus
dem Center nach Kigali ins psychiatrische Krankenhaus begleiten. Dort
wurden einige Tests durchgeführt, von denen ich leider nichts
mitbekommen habe, doch es war interessant, die Kinder auch mal
außerhalb ihrer gewohnten Umgebung, gemeinsam mit ihren Eltern zu
erleben. Auch die gemeinsame Busfahrt und die anschließende
Moto-Fahrt, wo ein Kind zwischen mir und dem Fahrer geklemmt war, war
auf jeden Fall ein Erlebnis. Die Verkehrssituation hier in Ruanda
wäre allerdings noch mal ein Kapitel für sich.
Dann möchte ich euch nicht
vorenthalten, wie ich die Wochenenden hier verbringe. Da kam schon
einiges zusammen:
Einmal war ich mit Maike in Gisenyi,
das liegt im westlichen Teil Ruandas am Kivu-See. Der Kivu-See wird
vom Kongo und von Ruanda umschlossen und könnte man glatt für ein
Meer halten. Da kommt natürlich Urlaubsfeeling auf - wir haben es
genossen, an der sandigen Strandpromenade entlang zu schlendern, zu
schwimmen, lecker essen zu gehen und abends noch in einer Strandbar
zu sitzen und dem Wellenrauschen zu lauschen. Ein absolutes Highlight
war auch unser Ausflug zu den heißen Quellen, die dann in den See
münden. Viele Einheimische nutzen sie auch als Badewanne, wir haben
zumindest ein brühend warmes Fußbad darin genommen. Die Gegend hat
landschaftlich sehr viel zu bieten, wir sind die Hügel rauf und
runter gewandert und dann hat sich sogar noch eine spritzige
Bootsfahrt zu einer Insel ergeben. Das Foto ist entstanden, als wir
auf dem Weg zu einem Bergdorf waren. Dort lebte die Familie von
unserer Bekanntschaft aus dem Hostel.
Letztes Wochenende habe ich das
Jugenddorf Hamaeu des Jeunes besucht, das von einem deutschen Pater
aufgebaut wurde. Es gibt vielen Jugendlichen, die aus zerrütteten
Familien kommen oder ganz ohne Familie sind, ein neues Zuhause und
die Möglichkeit, die Schule zu besuchen und einen Beruf zu erlernen.
Die Arbeit vom Pater Hermann hat mich schwer beeindruckt.
Und auch dort habe ich nette
Bekanntschaften gemacht. Einer Mitarbeiterin habe ich es zu
verdanken, dass ich am nächsten Tag weiter nach Gatagara in den
Süden gefahren bin, um in einer der größten inklusiven
Behindertenschulen zu hospitieren. Hier gehen ca. 800 Kinder zur
Schule, ungefähr die Hälfte aller Kinder haben eine Behinderung,
die kann ganz unterschiedlich ausschauen: Viele Kinder haben z.B.
Orthesen, Prothesen, zwei unterschiedlich lange Beine, wobei eines
einfach künstlich verlängert wird, andere wiederum sind taubstumm
und kommunizieren in der Gebärdensprache. Dann gibt es natürlich
die unmöglichsten Fehlstellungen von Armen und Beinen. Aber es kommt
ja nicht darauf an, sondern wie sie damit umgehen, und das war schon
große Klasse: Trotz Handicap wurde u.a. Fußball, Basketball,
Boccia gespielt.
Besonders unterhaltsam war auch das
Zusammensein mit den älteren Mädchen: mit ihnen konnte ich mich auf
Englisch unterhalten, sie waren sehr neugierig und wollten viel
wissen. Außerdem ist ein ganz schöner Austausch an Tänzen und
Liedern entstanden. Sie haben mich beispielsweise in traditionelle
ruandische Tänze eingeweiht. Meine Versuche müssen wohl ziemlich
lustig ausgesehen haben, zumindest haben sie sich halb schief
gelacht. Im Gegenzug habe ich ihnen den Walzer und den Gumboot Dance
aus Südafrika gezeigt (Ok, ich habe ihn als Schuhplattler
ausgegeben*g) Dasselbe haben wir dann noch mit der ruandischen und
deutschen Nationalhymne gemacht. Das war für mich eine gelungene
interkulturelle Begegnung bzw. Austausch. Im Anschluss habe ich mir
dann noch die dortige Töpferei und die Werkstätten für Orthesen
und Prothesen angeschaut.
Mit vielen bunten, neuen Eindrücken
bin ich dann am Montag Abend zurück nach Ngarama gekommen.
Nun heißt es, die verbleibenden 3
Wochen im Zentrum ordentlich zu nutzen und zu genießen
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